Steuerkataster Schlesiens

Das Kataster als Begriff

Unter einem Kataster wird im allgemeinen eine Liste, Register oder Sammlung von Sachverhalten verstanden. Im engeren Sinn kommt Kataster vom lateinischen Wort capitastrum „Kopfsteuerverzeichnis“.
Ein heute bekannteres Kataster ist das Liegenschaftskataster, also das flächendeckende Register sämtlicher Flurstücke (Parzellen, Grundstücke) eines Gebietes.

1. Karolinisches Steuerkataster

Auf Anordnung des deutschen Kaisers und Souveräns der habsburgischen Erblande Karl VI in Wien erfolgte in den Jahren 1723 bis 1725 die Anlage eines neuen Steuerkatasters für Schlesien. Es heißt nach seinem Auftraggeber „Karolinisches Steuerkataster“ und bestand aus mehr als 200 Folianten (Bänden). Das Kataster war nach den damaligen Fürstentümern eingeteilt. In den Bänden sind praktisch alle damaligen Bauern, Gärtner, Müller, Handwerker usw. mit Namen und ihrem Besitz (Feld, Wald, Teichen, Vieh etc.) nach Orten erfasst und notiert. Dadurch ist das Karolinische Kataster eine spannende Quelle für jeden Ahnenforscher. Allerdings enthalten die Kataster keineswegs nur gedruckte Aufzeichnungen, sondern meist die in Handschrift notierten Ergebnisse der Landesaufnahme.

Heute (2016) befindet sich der allergrößte Teil - 194 Bände = 20 lfm - der Karolinischen Steuerkataster im Staatsarchiv Breslau. Man findet diese Kataster in der Datenbank SEZAM unter dem Titel 'Kataster Karolinski'. Die Folianten sind verfilmt und können im Leseraum des Staatsarchivs Breslau als Film eingesehen und gegebenenfalls auch fotografiert werden.
Die in Breslau befindlichen Kataster sind leider nicht digitalisiert, um am eigenen Rechner gelesen zu werden.
Für welche Dörfer die Kataster erhalten geblieben sind, muss man im Film ersehen.

Auflistung der Fürstentümer und der dazu erhaltenen Bände (AE):

Fürstentum Breslau, 11 AE;
Fürstentum Brieg, 26 AE;
Fürstentum Glogau, 24 AE;
Carolath (ehem. Kreis Glogau), 2 AE;
Fürstentum Liegnitz, 10 AE;
Leobschütz, 10 AE;
Militsch, 10 AE;
Fürstentum Münsterberg, 8 AE;
Neisse, 8 AE;
Kreis Neisse, 1 AE;
Fürstentum Öls, 26 AE;
Fürstentum Oppeln-Ratibor, 43 AE;
Fürstentum Schweidnitz-Jauer, 10 AE;
Trachtenberg, 2 AE;
Ujest, 1 AE;
Pleß, 7 AE;
Beuthen, 1 AE.

Wie findet man zu einem Fürstentum die Signaturen der Bände?
Man benutzt die Suchmaschine. Als Suchwort gibt man ein kataster karolinski und klickt auf Suche. Man findet Zugang zu den vielen Bänden des Katasters.

Beispiel: Wie findet man nun die Signaturen der 10 Bände des Leobschützer Kreises?
Man klickt auf die Überschrift des Eintrags: Steuer Acta I Revis Leobschützen Kreyses Tom V Von No 74-85 und der Eintrag dazu erscheint ausführlich. Direkt unterhalb der eben genannten Überschrift steht Einheiten [10] - nämlich die 10 Bände des Katasters zu Leobschütz. Klickt man auf Einheiten [10], sieht man die Signaturen und Titel der 10 Bände.
Wenn man jetzt in dieser Auflistung der einzelnen Bände auf eine der Zeilen klickt, wird der jeweilige Band aufgerufen. Im Beispiel klicke ich auf Band VIII. Klickt man dann in der Titelleiste weiter nach rechts auf „Register“ werden die einzelnen Ortschaften jeweils aufgeführt. Hier findet man als Beispiel im Band VIII auch die Ortschaften Badewitz und Neudorf.

Leider sind diese Bände nicht digitalisiert einsehbar, wie dankenswerter Weise in Troppau. Sie können jedoch im Staatsarchiv Breslau verfilmt eingesehen und auch fotografiert werden.

1.1 Ergänzung zum Kreis Leobschütz - und weiteren Kreisen Oberschlesiens

Das Karolinische Kataster für das Herzogtum Jägerndorf, zu dem auch Stadt und Kreis Leobschütz gehörten, befindet sich heute im tschechischen Landesarchiv Troppau und ist digitalisiert. Sieben Bände sind verfügbar. Der 1. Band widmet sich den Rittergütern. Inhalt:
Herrschaftliche Renditen von steuerbarem Vermögen und Einkommen laut den Erkenntnissen der Kommission für die Steuer-Berichtigung im Fürstentum Jägerndorf (Krnov).
„Des Fürstenthumbs Jägerndorf Bekantnuss-und-Befunds Tomus I.
Tabellen lt. Gesetz über die Fürstl Dominium und Landschafts-Güntter.“
Der Band gilt für die Anwesen:
Jägerndorf (Krnov) - fürstliche Kammer und Rittergut Badewitz Kreis Leobschütz (Bogdanowice), Bogdanowice - Slimákovský Justice Baworów, Bielau Bezirk Troppau) Bela, Bleischwitz Kreis Leobschütz (Bliszczyce – Hof), Boleslau Kreis Ratibor (Boleslaw), Komorau Bezirk Troppau) Komarov - Rinde, Bransdorf bei Jägerndorf (Brantice), Jägerndorf (Krnov -minoritský Court), Chróscielów, Krawan Bezirk Troppau (Kravare), Dobersdorf Kreis Leobschütz (Dobieszów), Dirschkowitz Bezirk Troppau Držkovice), Radun Bezirk Troppau (Radun), Pobiegów, Hochkretscham Kreis Leobschütz (Wódka), Jakubowitz = Jakobsfelde Kreis Leobschütz (Jakubowice), Krügen, Ljubotyn, Werften und Tabor Bezirk Troppau (Tabor), Löwitz Kreis Leobschütz (Lewicy), Neplachowitz Bezirk troppau (Neplachovice), Neuhof Kreis Leobschütz (Nowy Dwor).

Die Bände sind etwas versteckt zu finden, klicke auf DIGITALES ARCHIV Landesarchiv Opava.
In die oberste Zeile "karolinsky katastr" eingeben, rechts oben in der "Auswahl" in der Zeile "Datenbank" den Haken setzen und "Suchen" anklicken. Dann bekommen Sie eine vollständige Übersicht über die Bände des Katasters. Überall wo eine "Büroklammer" angegeben ist, ist ein Digitalisat vorhanden.
Beim Eintrag "KAROLÍNSKÝ KATASTR 1721-1790 c. Pom. 13" findet man nähere Angaben.

Man beachte, dass im Landesarchiv Troppau noch sechs weitere Bände einsehbar sind, z.B. die Kreise Neiße, Grottkau, Ottmachau usw.

Oben unter 1. hatte ich schon auf die 10 Bände zum Kreis Leobschütz im Staatsarchiv Breslau hingewiesen.

1.2 Ergänzung zu den Altkreisen Oberglogau, Zülz und Neustadt

In diesem Fall besteht keine direkte Notwendigkeit, die handschriftlich verfertigten Originalbände mühsam zu entziffern.

Die Historische Kommission für den Kreis Neustadt/OS e.V. hat als 9. Band ihrer Schriftenreihe im Verlag Senfkorn, Görlitz zu rund 20 €/Bd. veröffentlicht:
„Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“. Dieser Band umfasst die Bände 7 und 29-30 des Katasters und darin folgende Orte:
Alt Zülz, Alt Kuttendorf, Broschütz, Blaschewitz, Kasimir, Grocholub, Zellin, Schelitz, Dt. Rasselwitz, Dirschelwitz, Dt. Probnitz, Sedschütz, Dirschelwitz - Anteil, Dt. Müllmen, Ellsnig, Fröblin, Gläsen, Kramelau, Komornik Dorf und Anteil, Kujau, Krobusch, Kerpen, Lobkowitz, Lonschnik, Lenschütz, Legelsdorf, Laßwitz, Mochau, Oratsch, Oberwitz, Pogosch, Poln. Rasselwitz, Psychod, Poln. Müllmen, Poln. Olbersdorf, Pietna, Pickau, Potzenkarb, Repsch, Rosenberg, Ringwitz, Radstein, Ranisch, Rosnochau, Roßwadze, Simsdorf, Schreibersdorf, Schiegau, Schönau, Schlogwitz, Stiebendorf, Steblau, Schwesterwitz, Twardawa, Walzen, Wilkau, Zabierzau, Friedersdorf, Dobrau und Körnitz.
Dieser Band genauso wie Band 10 enthält für alle Bauern und Gärtner den Vieh- und Landbesitz in detaillierter Beschreibung, Informationen über die örtlichen Mühlen und Wälder, den Bier- und Schnapsausschank u.v.m.

Band 10: "Die Altkreise Zülz und Neustadt im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26" im selben Verlag
umfasst die Bände 62. 63 und 65 des Katasters somit folgende Orte:
Zülz, Altstadt, Ellguth, Grabine [Gershain], Kohlsdorf Ottok [Auenwalde], Groß Pramsen, Klein Pramsen, Riegersdorf, Schönowitz, Schmitsch [Lößtal], Schweinsdorf, Waschelwitz, Achthuben, Buchelsdorf, Kreiwitz, Dittmannsdorf, Dittersdorf, Jassen, Kröschendorf, Langenbrück, Leuber, Mühlsdorf, Riegersdorf, Siebenhuben, Schnellewalde, Wiese-gräflich, Zeiselwitz.

1.3 Ergänzung zu den Kreisen Cosel und Tost-Gleiwitz

Herr v. Manowski hat für den Band XLI bzw. 41 "Slawentzitzischer Crays" eine Zuordnung der laufenden Nummern im Kataster zu den heutigen Ortsnamen geschaffen:

 Lfd. Nr.  Ortsname im Kataster  Ortschaft (lt. Verzeichnis von TRIEST)  Kreis
 17  Lichina  Lichinia  Cosel
 18  Lohna  Lohnia  Tost-Gleiwitz
 19  Medar und Blechhammer  Medar  Cosel
 20  Mießcze  Miesce  Cosel
 21  Ortowitz  Ortowitz  Cosel
 22  Plawnowitz  Plawniowitz  Tost-Gleiwitz
 23  Pohlsdorff  Polsdorf  Tost-Gleiwitz
 24  Rachowitz  Rachowitz  Tost-Gleiwitz
 25  Rzetzetz  Rzetzitz  Tost-Gleiwitz
 26  Rudzinietz  Rudzinitz  Tost-Gleiwitz
 27  Rudno (Antheil)  Rudno  Tost-Gleiwitz
 28  Schierackowitz  Sierakowitz  Tost-Gleiwitz
 29  Slawentzitz  Slawentzitz  Cosel
 30  Smolnitz  Smolnitz  Tost-Gleiwitz

1.4 Ergänzung zu den Kreisen Groß Strehlitz und Tost-Gleiwitz

Herr v. Manowski hat für den Band LV bzw. 55 des „Tostischen Crayses“ eine Zuordnung der laufenden Nummern im Kataster zu den heutigen Ortsnamen geschaffen:

 Lfd. Nr.  Ortsname im Kataster  Ortschaft (lt. Verzeichnis von TRIEST)  Kreis
 40  Nogowtzitz  Nogowczütz  Groß Strehlitz
 41  Ollschein  Zaolschan (Ortsteil von Peiskretscham)  Groß Strehlitz
 42  Ollscheiner 4. Pauren  Zaolschan (Ortsteil von Peiskretscham)  Groß Strehlitz
 43  Oratzny  Oratsche  Tost-Gleiwitz
 44  Ottmuchau  Otmuchow  Tost-Gleiwitz
 45  Groß Patschin  Groß Patschin  Tost-Gleiwitz
 46  Klein Patschin  Klein Patschin  Tost-Gleiwitz
 47  Pißarzowitz  Pissarzowitz  Tost-Gleiwitz
 48  Groß Pluschnitz  Groß Pluschnitz  Groß Strehlitz
 49  Klein Pluschnitz  Klein Pluschnitz  Tost-Gleiwitz
 50  Pniow Erster Antheil  Pniow  Tost-Gleiwitz
 51  Pniow Anderer Antheil  Pniow  Tost-Gleiwitz
 52  Polom  Pohlom  Tost-Gleiwitz
 53  Proboschowitz  Proboschowitz  Tost-Gleiwitz
 54  Przechleb  Przezchlebie  Tost-Gleiwitz
 55  Raddun  Radun  Tost-Gleiwitz
 56  Rudno  Rudno  Tost-Gleiwitz
 57  Zacharzowitz  Zacharzowitz  Tost-Gleiwitz


1.5 Ergänzung zum Kreis Oppeln

Zu dem Ort Halbendorf Kreis Oppeln gibt es eine Ortsmonographie mit Transskript des betreffenden Abschnittes aus dem Karolinischen Kataster (Anton Kulla, Dimidia Villa-Halbendorf, Herrnhut 2010), aus dem Matthias Wessinghage [wematt at gmx.de] Auskunft geben kann.


1.6 Erfahrungsbericht eines Forschers vom Oktober 2017

Um 10 Uhr war ich im Staatsarchiv Breslau. Der Mitarbeiterin im Lesesaal habe ich mein Anliegen beschrieben. Sie brachte das Findbuch zum Karolinischen Kataster - Fuerstentum Brieg (Die Zugehoerigkeit der gesuchten Ortschaft im 18 Jh. sollte man vorab genau recherchieren !) Der Kreis Nimptsch und das Dorf Jaeschwitz waren schnell gefunden (Signatur 24 / Film T 79559 bis 79560). Nach ca. 45 min hatte ich den Film in Haenden und konnte am Lesegeraet loslegen. Das Dorf Jaeschwitz war auch gleich der erste Ort. Die Urkunden der Kommission wurden im April 1723 ausgefertigt. Es sind ausgefuellte Formulare - ca. 25 Seiten zum Ort. Die Dokumente beinhalten die Ermittlung des zu besteuernden Besitzes an Landflaeche, Vieh usw. Nach Besitzgroesse sind der Reihe nach alle Bauern, Gaertner, Kaetner ... aufgelistet, allerdings nur die Familienvorstaende mit Vor- und Zunamen. Die meisten Familiennamen kannte ich schon aus den Akten der Generalkommission, die 80 Jahre spaeter entstanden.
Die Dokumente sind am Lesegeraet gut zu erkennen und auch zu fotografieren, aber nur teilweise zu erfassen und zu verstehen, da lateinische Begriffe verwendet werden und die handschriftlichen Eintragungen teilweise nur schwer zu entziffern sind. Deshalb habe ich mir die ca. 25 Seiten kopieren lassen. Diese sind Ende Oktober per Einschreiben eingetroffen, nachdem ich 9 EUR ueberwiesen hatte. (Achtung !! immer in Euro ueberweisen, da sonst erhebliche Gebuehren entstehen). Nun kann ich in den naechsten Monaten in Ruhe eine Auswertung vornehmen.
Der o.g. Film enthaelt noch folgende Ortschaften: Dankwitz, Ober- und Nieder Giersdorf, Duerrhartau, Klein Ellguth, Gruenharde, Goltsche Gollschau ?, Jordansmuehle, Ober und Nieder Jacobsdorf, Kuettlan sowie Kobelau.
Ohne Erfolg war ich bei den Katasterunterlagen des Landkreises Militsch. Im Gegensatz zum "Wegweiser durch die Bestaende" sind angeblich nur Katasterkarten 1:25.000 einzusehen.


1.7 Digitale Karte der im Karolinischen Kataster erwähnten oberschlesischen Orte

Viktor Pordzik (pordzik-bremen at t-online.de) schrieb im September 2023:
Nachdem kürzlich die Scans der im Staatsarchiv Breslau liegenden Bände des Karolinischen Katasters online gestellt wurden, habe ich mich entschlossen, das Projekt einer digitalen Karte der im Karolinischen Kataster erwähnten oberschlesischen Orte (inklusive Österreichisch-Schlesien) wieder aufzunehmen. Dieses ist nun abgeschlossen:

Und hier geht es zur neuen Karte samt Legenden dazu online.

Insgesamt wurden 1855 Ortschaften mit dem in der Quelle genannten Namen, dem deutschen Namen um 1914 und dem aktuellen polnischen bzw. tschechischen Namen sowie einem Link zur gescannten Quelle aufgenommen. Hinweise zu den Symbolen und der Vorgehensweise bei der Aufnahme der Orte findet man in der Kartenlegende. Lediglich 6 Orte konnten nicht identifiziert werden, bei 20 ist die Lokalisierung nicht vollkommen gesichert.


2. Preußisches Kataster

Auf Anordnung des preußischen Königs Friedrich II wurde für Schlesien ein neues Steuerkataster erarbeitet. Dieses „Preußische Kataster“ Schlesiens von 1743 ist in Breslau seit 1945 verschollen.

Erfreulicherweise gibt es aber das Exemplar vom Kreis Oppeln noch:
"Steuer Catastrum des Oppelschen Kreyses 1743",
inzwischen digitalisiert und online im Staatsarchiv Oppeln.


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Letzte Erweiterung am 8. September 2023   ©   1999 Dr. Claus Christoph, Hemmingen