Staats-Vertrag von Visegrad vom 19. November 1335

Wischegrad [deutsch Plintenburg] heißt im Slawischen 'Hohe Burg'. Das hier gemeinte Visegrad liegt auf einem Bergkegel am Donauknie 40 Kilometer nördlich der ungarischen Hauptstadt.

Dort trafen sich Ende Oktober 1335 die Könige von Böhmen, Ungarn und Polen, nämlich
- der Luxemburger Johann von Böhmen, der mit seinem Sohn Karl kam, der sein Nachfolger als böhmischer König, dann aber auch deutscher König und dadurch als Römischer Kaiser Karl IV werden sollte,
- der ungarische König Karl von Anjou, und
- Kasimir der Große von Polen.

Ihre Beauftragten hatten bereits am 24. August 1335 in Trentschin in Ober-Ungarn, der heutigen Slowakei, in einen Vorvertrag vereinbart, dass Kasimir III auf seine formellen Rechte auf Schlesien verzichtete, wenn König Johann von Böhmen seinerseits auf den polnischen Königstitel verzichten würde.
Das dreiwöchige Treffen in Visegrad setzte endlich einen definitiven Schlußpunkt unter die lange anhaltenden Konflikte um Schlesien zwischen Böhmen und Polen. Dieses Treffen endete mit dem böhmisch-polnischen Vertrag vom 19.11.1335 von Visegrad, der festlegte:

Ober- und Niederschlesien wurden an die Krone Böhmens angeschlossen und damit an das Heilige Römische Reich deutscher Nation.
Die Ober-Herrschaft Schlesiens kam für immer zur Krone Böhmens. Im Gegenzug verzichtete der böhmische König definitiv auf die polnische Königskrone, auf die König Johann durch die premyslidische Erbfolge an die Luxemburger historische Rechte ableiten konnte.
Dieser Vertrag wurde 1337 in Posen und 1339 auch in Krakau urkundlich wiederholt und bekräftigt.

Seitdem gehörte Schlesien als eigenes Herrschaftsgebiet zum Königreich Böhmen und damit zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.


Letzte Bearbeitung am 12. September 2011.   ©   Dr. Claus Christoph, Hemmingen