Wo lagern heute die deutschen Militärkirchenbücher?

Die Militärkirchenbücher sind seit dem 17. Jahrhundert die Personenstandsbücher für einfache Soldaten und Unteroffiziere. Sie sind aus der Zeit von ca. 1659 - 1944 vorhanden. Voraussetzung für eine zielgerichtete Suche ist jedoch die Kenntnis der Regimentszugehörigkeit der betreffenden Person, denn es gibt kein zentrales Namensregister. Eintragungen in den Militärkirchenbüchern wurden nur dann vorgenommen, wenn ein Militärangehöriger während seiner Dienstzeit geheiratet hat, seine Kinder geboren wurden oder er verstorben ist. Auch Militärpersonen auf Reisen fanden Eingang in diese Bücher. Angaben über die Dienstzeit einer Militärperson kann man aus den Militärkirchenbüchern nicht entnehmen.

Eine Übersicht über die erhaltenen Militärkirchenbücher findet sich in den beiden Bänden von Wolfgang Eger: Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland. Siehe unten.

Für Offiziere bieten neben den Militärkirchenbüchern auch die im Geheimen Staatsarchiv (GStA) in Berlin erhaltenen Bücher der sogenannten Offiziernomenclatur im Bestand IV. HA Preußische Armee, Rep. 1 Geheime Kriegskanzlei, von ca. 1750-1870 entsprechende Angaben, allerdings fehlen die Buchstabengruppen A-Boo, Da-Did, G-J, Pa-Pis, Q, R, Sa-Schl.
Ebenso befinden sich Unterlagen über Offiziere für die Zeit bis 1797 im Bestand I. HA Rep. 96 Geheimes Zivilkabinett, ältere Periode. Weiterhin wird im GStA PK die PAL-Datenbank mit Offiziersnachweisen für ca. 1690-1790 vorgehalten, die auf der sog. Ranglisten-Abschriftensammlung des A. B. König (in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin PK) basiert. Für die Zeit nach 1790 stehen schließlich die gedruckten Ranglisten der Armee bis 1914/18 zur Verfügung, die jedoch keine Vornamen bieten. Für Offiziere, die den Generalsrang erreichten, ist das biographische Lexikon von Kurt von Priesdorff bzw. der Nachlass im GStA PK heranzuziehen. Darüber hinaus ist für einzelne Personalnachweise auch auf die regimentsgeschichtliche Literatur hinzuweisen, die für die Zeit vor 1806 bei Gerhard Krohn, für die Zeit nach 1806 bei Eike Mohr nachgewiesen sind.

2018 erschien ein umfangreiches Buch von Klaus Liwosky: Schlesische Militärkirchenbücher, ISBN 978-3-939271-11-6, 430 Seiten. Behandelt werden die Kirchenbücher der in Schlesien stationierten Truppen und Garnisonen.

Eine Liste aller schlesischen Militär-KB aus dem Bestand "Archiv des Katholischen Militärbischofs" ist online.

Literatur in Auswahl:
- Wolfgang Eger: Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland, (nach dem Stand vom 30. September 1990), (Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für das Archiv- und Bibliothekswesen in der evangelischen Kirche, Bd. 18); 1993. XXII u. 445 S., Broschur Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch, 1993, XXII, 445 S., ISBN 3-7686-4133-3.
- Wolfgang Eger: Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland: Neue Bundesländer - Römisch-katholische Kirche [Taschenbuch]. 1996.

Als im Jahre 1993 als Band 18 der Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche das "Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland - nach dem Stand vom 30. September 1990" erschien, bestand bereits die Absicht, auch die Lagerorte und Bestände der katholischen Militärkirchenbücher und die in den neuen Bundesländern vorhandenen evangelischen Militärkirchenbücher zu veröffentlichen.
Zu den bereits in Band 18 vorgestellten 152 Lagerorten mit nahezu 4100 Bänden von Militärkirchenbüchern kamen in dem weiteren Band zusätzliche 50 Lagerorte mit nahezu 1200 Bänden und mit 1012 filmkopierten Matrikeln im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig - Deutsche Zentralstelle für Genealogie.
Die beiden einander ergänzenden Publikationen beschreiben die heute an über 200 Lagerorten befindlichen ca. 6300 Militärkirchenbücher (einschließlich der Filme). Damit stellen diese Veröffentlichungen sowohl eine Hilfe für alle genealogisch Forschenden als auch für diejenigen dar, die an militär- und sozialgeschichtlichen Fragestellungen interessiert sind. Schließlich ist nun auch eine Gelegenheit geschaffen, grundlegenden Aufschluß über einen Soldaten und dessen Familie zu geben, soweit die einschlägigen Unterlagen überhaupt die Zeitläufe überdauert haben.

Weitere Literatur:
- Kurt von Priesdorff: "Soldatisches Führertum". Die Generale der kurbrandenburgisch-preußischen Armee, Teil 1-10, Hamburg 1936 ff.
- Christian Zweng (unter Mitarbeit von Brün Meyer): Die Generale des deutschen Staaten bis 1920. Der militärische Werdegang der Generale des preußisch-deutschen Heeres von 1866-1920. Unter Verwendung der Priessdorff´schen Ausgabe "Soldatisches Führertum" und seines bisher unveröffentlichten Nachlasses sowie sonstiger Unterlagen.
Bd. 1 Abel-Bell, Osnabrück 2000 (= Deutschlands Generale und Admirale, hg. v. Dermont Bradley, Teil III, Osnabrück 1988ff.).
- Gerhard Krohn: Bibliographie der altpreußischen Truppen- und Garnisongeschichten, Osnabrück 1974.
- Eike Mohr: Heeres- und Truppengeschichte des Deutsches Reiches und seiner Länder 1806-1918, Osnabrück 1989.


Letzte Bearbeitung am 21. Oktober 2019.   ©   Dr. Claus Christoph, Hemmingen